Ihr Warenkorb

 
 

 

*Ut de Franzosentid (CD-Box)

*Ut de Franzosentid (CD-Box)Fritz Reuters Erfolgs-Erzählung gelesen von Gerd Lüpke
 
Art.Nr.:1602

 
inkl. MwSt (19%)

Warenkorb
Autor: Fritz Reuter
Gelesen von Gerd Lüpke
Box mit 2 CDs
Gesamtspieldauer: 2:21:39
Aufnahme: Archiv NDR
TENNEMANN media / NDR 1 Radio MV (2013)
Verlag: TENNEMANN Buchverlag
ISBN 978-3-941452-28-2
 
Fritz Reuters erster großer Erfolg als Erzähler war "Ut de Franzosentid". Von allen Werken Reuters wurde diese zutiefst menschliche und hochkomische plattdeutsche Meister-Erzählung am häufigsten übersetzt. In einer NDR Lesung mit dem unvergessenen Gerd Lüpke gibt es die „Franzosentid“ zum ersten Mal als Hörbuch-Edition:
… 1813 wird die mecklenburgische Kleinstadt Stavenhagen von einer Gruppe französischer Soldaten heimgesucht. Ihr Anführer verlangt Geld und Verpflegung und wird daraufhin von einem beherzten Mecklenburger unter den Tisch gesoffen. Das ist nur der Auftakt für eine Reihe heiterer Episoden. Die Plünderer können mit einer List vertrieben werden. Als aber ein ganzes Regiment eintrifft, wird die Lage ernst…
Mehr als zwei Stunden plattdeutsche Literatur auf zwei CDs, dazu ein ausführliches und reich bebildertes Booklet von Rainer Schobeß. Darin erläutert der Plattdeutsch-Redakteur von NDR 1 Radio MV wie Franzosenzeit und "Franzosentid" zusammenhängen.

Die Produktion:
Die vorliegende Radiofassung der „Franzosentid“ wurde am 4. November 1974 im NDR Studio Oldenburg aufgenommen, 100 Jahre nach Fritz Reuters Tod. Hans Henning Holm, beim NDR in Hamburg lange Jahre für das Niederdeutsche Hörspiel zuständig, hatte die Funkbearbeitung übernommen, den Text gekürzt und manchen Handlungsstrang verknappt oder ganz gestrichen. So fehlt z. B. die Episode, in der der französische Chasseur vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurteilt und erschossen wird. Eine Szene, die Reuter selbst „nich wider as nödig“ erzählt und deren trauriges Ende er ausgeblendet hat: „Ick heww´t min dag nich äwer´t Hart bringen künnt, en armen Slucker niglich up den letzten Gang tau bekiken“. Die „Franzosentid“ mit Gerd Lüpke wurde produziert für die Lesung am Morgen auf NDR 3, dem Kulturprogramm des Norddeutschen Rundfunks (heute NDR Kultur). Es ist im Übrigen die einzige plattdeutsche Lesung, die je auf dieser Welle gesendet wurde. Die Aufnahme aus dem NDR Archiv wurde für dieses Hörbuch mit moderner Studiotechnik behutsam bearbeitet.

Der Sprecher:
Gerd Lüpke wurde am 19. Mai1920 in Stettin geboren. Der Sohn eines Eisenbahners ist in Vorpommern und Mecklenburg aufgewachsen. Später war er im niedersächsischen Varel zu Hause und machte sich als Journalist und Hörfunkautor einen Namen.
Als Schriftsteller veröffentlichte er vor allem up Platt, als Sprecher wirkte er bei zahlreichen niederdeutschen Hörspielen mit, und er hat
Schallplatten auch mit Texten Reuters aufgenommen. Gerd Lüpke war die Stimme Mecklenburgs bei der NDR Reihe „Hör mal ´n beten to“.
Auf NDR 1 Radio MV war er von 1992 an zehn Jahre lang jeden Sonntag mit seinen plattdütschen Geschichten zu hören. Mehr als 50 Bücher hat
der Autor geschrieben, er war unterwegs als Rezitator eigener Werke und immer wieder auch mit Erzählungen Fritz Reuters.
Am 3. Oktober 2002 ist Gerd Lüpke in Varel gestorben. Die Straße, in der er Jahrzehnte lang gewohnt hat, trägt heute seinen Namen.

Der Autor:
Fritz Reuter wurde am 7. November 1810 in Stavenhagen zur Zeit der französischen Besatzung im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin geboren.
Er war Sohn des Bürgermeisters Georg Johann Reuter und seiner Frau Johanna Luise. Die an den Rollstuhl gefesselte Mutter konnte sich nicht ständig um ihn kümmern, der Vater hat den kleinen Fritz sehr streng erzogen. Für ihn wurden daher auch andere Bezugspersonen wichtig:
Sein Pate, der Stavenhagener Amtshauptmann Weber, sein Nennonkel Herse, der auch sein Hauslehrer war, ebenso wie der Uhrmacher Droz, der ihm Französisch beibrachte. Ihnen allen hat Reuter später in der „Franzosentid“ ein literarisches Denkmal gesetzt und sie auch im Erinnerungsband „Meine Vaterstadt Stavenhagen“ liebevoll porträtiert.
Schon als Schüler und auch später als Jura-Student in Rostock und Jena konnte Fritz Reuter den hohen Ansprüchen und Erwartungen seines Vaters nicht genügen. In Jena schloss er sich 1832 einer Burschenschaft an. Ein Jahr später wurde er in Berlin festgenommen und nach drei Jahren Untersuchungshaft zum Tode verurteilt „wegen Teilnahme an einer den gewaltsamen Umsturz der Verfassung des preußischen Staats bezweckenden Verbindung und wegen Beleidigung Seiner Majestät des Königs“.
Gleich nach der Urteilsverkündung erhielt Reuter eine Begnadigung zu dreißigjähriger Festungshaft. 1840 wurde er amnestiert. Während der Haftzeit in Silberberg, Groß Glogau, Magdeburg, Graudenz und Dömitz hatte Reuter sich zum überzeugten Demokraten entwickelt: „As wi inspunnt würden, wiren wi´t nich, as wi rute kemen wiren wi´t all.“ In jenen harten Jahren war er immer wieder depressiver Stimmung, und es verfestigte sich bei ihm eine Dipsomanie, so nennt man periodische Anfälle von Trunksucht.
Nach seiner Haftentlassung und einem erfolglosen Versuch, das Jurastudium in Heidelberg fortzusetzen, wollte und musste Fritz Reuter seinem Leben eine neue Richtung geben. Er ging 1842 als sogenannter Strom, als Landwirtschaftseleve, nach Demzin bei Stavenhagen auf das Pachtgut von Franz Rust. Hier lernte Reuter moderne Ackerbaumethoden genauso kennen wie die bürgerliche Opposition gegen den mecklenburgischen Adel, der damals viele Gutsbesitzer und Pächter angehörten.
Nach dem Tod des Vaters 1845 zerschlug sich Reuters Traum, selbst einmal ein Gut zu leiten. Sein Erbteil sollte erst dann ausgezahlt werden, wenn er drei Jahre lang keinen Alkohol angerührt hätte. Außerdem sollte er in dieser Zeit nicht heiraten, um nicht etwa noch Frau und Kinder ins Unglück zu stürzen. Nur eine geringe regelmäßige Unterhaltszahlung wurde ihm testamentarisch zugestanden.
Im gleichen Jahr lernte Reuter seine spätere Frau Luise Kuntze kennen, und er ging nach Thalberg auf das Gut von Rusts Schwager Fritz Peters. Über seine Stromtid sollte er später schreiben: „Ick segen de Landwirtschaft, sei hett mi gesund makt un hett mi frischen Maud in de Adern gaten“.
Damals verfasste Reuter anonym auch erste Artikel, er engagierte sich politisch für die Pressefreiheit und gegen den Ständestaat. 1848 wurde er Mitglied des Stavenhagener Reformvereins und fuhr zum außerordentlichen Landtag in Schwerin, der über eine neue Verfassung beratensollte. Die Erfahrungen und Erlebnisse aus jener Zeit sind später in Reuters Jahrhundert-Roman „Ut mine Stromtid“ eingeflossen.
1850 ging Reuter als Privatlehrer nach Treptow an der Tollense (heute Altentreptow). Ein Jahr später heiratete er Luise Kuntze, und 1853 erschien im Selbstverlag ein Buch, das seinem Leben wiederum eine neue Richtung geben sollte: „Läuschen un Rimels“. Der große Erfolg dieses Bandes ermutigte ihn, weiter up Platt zu schreiben. Und er konnte nach dem Umzug nach Neubrandenburg 1856 sich und seine Frau als freier Schriftsteller ernähren.
In Neubrandenburg entstanden seine großen Werke: „Kein Hüsung“, „Ut de Franzosentid“, „Hanne Nüte un de lütte Pudel“ oder „Ut mine Festungstid“. Auch hochdeutsche Leser haben diese niederdeutschen Bücher mit Begeisterung verschlungen, Reuters Romane wurden in allen deutschen Landen gut verkauft. Zur Verbreitung seiner Werke trug sicher auch seine neue Rechtschreibung bei. Reuter schrieb plattdeutsche Wörter jetzt ähnlich wie hochdeutsche, was dem Publikum außerhalb des niederdeutschen Sprachraums das Verständnis erleichterte.
Aber auch international gelang dem Schriftsteller der Durchbruch. Am häufigsten von all seinen Werken wurde „Ut de Franzosentid“ übersetzt, sein erster großer Erfolg als Erzähler: Schon bald nach der Veröffentlichung up Platt ist das Buch auf Englisch, Französisch, Niederländisch, Friesisch, Dänisch, Schwedisch und Russisch erschienen. Fritz Reuter wurde seinerzeit zum bestverdienenden deutschen Schriftsteller, ein Bestseller-Autor.
Im Sommer 1863 zogen Fritz und Luise Reuter von Mecklenburg nach Thüringen. In Eisenach ließen sie sich am Fuße der Wartburg eine repräsentative Villa bauen. Hier starb der große niederdeutsche Dichter am 12. Juli 1874. Reuters Werke werden dem Realismus zugerechnet, als seine Vorbilder hat er Walter Scott und Charles Dickens genannt. Und auch Fritz Reuter selbst hat viele bedeutende Schriftsteller beeinflusst: Wilhelm Raabe, Gottfried Keller, Mark Twain, Theodor Fontane, Thomas Mann, Arno Schmidt, Uwe Johnson oder Walter Kempowski.

Redaktion:
Rainer Schobeß, geb. 1956 in Verden/Aller.
Er studierte Volkskunde, Geschichte und Publizistik an der Universität Göttingen. Viele Jahre war er als Autor und Musiker im In- und Ausland unterwegs und veröffentlichte Bücher und Schallplatten. Seit 1994 ist er Redakteur beim NDR im Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern. Dort arbeitet er in der Kulturredaktion und ist für Plattdeutsch zuständig. In seinen Publikationen beschäftigt er sich mit der Kultur und Regionalgeschichte Norddeutschlands und der niederdeutschen Identität, der Volksmusikforschung und der internationalen Folk- und Weltmusikszene. Er hat Hörbücher produziert mit Texten von Fritz Reuter, John Brinckman und Rudolf Tarnow, drei CDs mit Witzen up Platt sowie das Hörbuch „Weggelacht – Witze aus der DDR“. 1987 erhielt er den Kunstpreis des Landes Niedersachsen.